10.07.2020

Pensionierung Andreas Scheidegger und Yvonne Läubli aus der Schuleinheit Mettlen / Auslikon

Feierlicher Jahresabschluss in der Primarschule Mettlen

Dieses etwas besondere Schuljahr mit dem digitalen Lernen im Frühling wegen Corona und viel Mehrarbeit für die Lehrerschaft geht zu Ende. Im Mettlenareal der Primarschule fand am Dienstag, den 7. Juli 2020 ein kleines Fest mit feinem Apéro statt. Bunte Luftballone gaben dem Ganzen einen feierlichen Anstrich. Es sind zwei Stunden, in denen man untereinander Erlebnisse mit der Klasse austauscht, gemeinsam anstösst, etwas verweilt, viel lacht, trotz «social distancing» sehr vergnügt miteinander Erfahrungen teilt und die anstrengenden Schulwochen für eine Weile hinter sich lässt. Einige Lehrkräfte verlassen uns per Ende Schuljahr: Ruth Waltenspül, Esther Kleeb, Fabiola Rüegg, Nicole Höppner, Sibylle Vogler-Röthlin, Marcella Gandolfo, sowie die externe Fachperson Schulleitung Daniela Christ. Yvonne Läubli und Andreas Scheidegger werden pensioniert.

Jahresabschlussfeier Schuleinheit Mettlen / Auslikon

Andreas Scheidegger und Yvonne Läubli werden festlich verabschiedet

Höhepunkt des Anlasses waren wohl das Steigen der farbigen Ballone und das Abschiedslied für Andreas Scheidegger. Eine grosse Schar Lehrkräfte mit bunten Chiffontüchern sang mit Klavierbegleitung für ihn. Es berührte ihn sichtlich. Diesmal durfte Andreas Scheidegger geniessen. Er hatte jahrelang mit mir und andern KollegInnen Lieder umgetextet, damit es jeweils zur abtretenden Lehrperson passte. Nun ist er an der Reihe. Gerade steigen unzählige Luftballone gen Himmel. Plötzlich fährt ein alter Jaguar MK II, Jahrgang 1963, direkt vor den Singsaal, nachdem er eine Runde im Innenhof gedreht hat. Nun ist Andreas ganz perplex. Er und Yvonne Läubli, die 17 Jahre als Kindergartenlehrperson an der Schule Pfäffikon tätig war, steigen ein. Es geht zwar nicht von Chicago nach L.A., aber immerhin dürfen die beiden eine Fahrt über die nächsten Hügelzüge geniessen.

Unvergesslich bleibt wohl das Schulzimmer von Andreas Scheidegger, wo stets Spinnen, Insekten oder Raupen in Terrarien zu bestaunen waren. Jedes Kind war jederzeit herzlich willkommen, wenn es einen toten Vogel, ein verlassenes Wespennest, ein Insekt oder eine seltene Pflanze fand. Mit seinem grossen Wissen konnte er jedem Schüler weiterhelfen oder kümmerte sich liebevoll um die gefundenen Tiere, und alles andere wurde gerade unwichtig. Seine Begeisterung und die Energie, die er in so viele Bereiche steckte, hinterlassen bei den unzähligen SchülerInnen, die er unterrichtete, ganz bestimmt bleibende Eindrücke.

Andreas Scheidegger wird pensioniert

Andreas Scheidegger arbeitete 14 Jahre in Bubikon und war danach während 27 Jahren im Schulhaus Mettlen tätig. Immer wieder gab es Höhepunkte im Schulalltag. So führte er mit der damaligen Schulklasse in Bubikon im Ritterhaus den „Rattenfänger von Hameln“ auf. „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ war ein weiteres Theaterstück. Ein besonderes Ereignis war die Darstellung der Vier Jahreszeiten von Vivaldi als Schattentheater. Musik begleitete die Schüler und Schülerinnen von Tag zu Tag. Er, der selbst diverse Instrumente spielt, beteiligte sich mehrfach am halbjährigen Projekt der Musikschule, bei dem jedes Kind ein eigenes Musikinstrument spielen lernen durfte. Er versteht es auch, Begleitstimmen für jegliche Musikinstrumente zu komponieren, so dass in der Zeit verschiedenste Orchester und wunderschöne Aufführungen entstanden. Bei der Verabschiedung von Lehrerinnen und Lehrern komponierte er jeweils eigene Texte zu bekannten Melodien, die von einem Chörli vorgetragen wurden. Im bildnerischen Gestalten konnten die Kinder viel lernen und geniessen. Von seinem einzigartigen Einsatz für Naturschutzprojekte zeugen diverse Hecken und Waldrandbepflanzungen, bei der jedes Kind seine eigenen Setzlinge einpflanzen durfte.

In Bubikon bekam er für die Betreuung des Schulbiotops mit den Schülern und Schülerinnen den vom WWF ernannten Preis. Das Schulbiotop im Mettlen wurde zum Vorzeigebiotop erkoren. Aus dem Nest gefallene Vögel, verirrte Igel, Raupen und verschiedenste Insekten gelangten in sein Schulzimmer, in dem immer irgendwelche Kleintiere beobachtet und gefüttert wurden. Sein spannender Unterricht, die hohen Ansprüche, die er an sich und jedes Kind stellte, sowie seine Fähigkeit jedes Kind dort abzuholen, wo es interessiert war – sei es in einem der verschiedenen Fächer oder auch beim Schach – verhalfen ihm zu dem Ruf, ein ganz besonderer Lehrer mit Herz, Kopf und Hand zu sein. Seine engagierte Zusammenarbeit mit den Eltern, Kolleginnen und Kollegen wurde hochgeschätzt. So verdient er nach all den Jahren einen grossen Applaus mit einigen Abschiedstränen.

Die Schulpflegerin Elisabeth Weidmann sagt: «Immer wieder staunte ich – unter anderem – über die Geschichtsstunden, die vom Feinsten waren. So ist mir zum Beispiel in Erinnerung geblieben, wie Andreas Scheidegger zum Thema «Innerschweizer Kantone» sehr anschaulich in einem alten, metallenen Sandkasten Berge geformt, mit Fäden die Grenzen markiert hat und den Schülern begeistert und bildlich über die historische Zeit berichtete. So standen die SchülerInnen rundherum und hörten ihrem Lehrer andächtig zu. Es ging um die Schlacht am Moorgarten. Man war mitten drin im Geschehen! So sahen alle gebannt zu, wie er den Kampf mit den Hellebarden der schlauen Eidgenossen darstellt, die die riesige Zahl Habsburger überwältigte.»

Regula Däniker, die vor Jahren mit Andreas als Parallellehrer zusammenarbeitete, sagt: « Er war mein erster Parallelkollege und so nett! Andreas war sehr engagiert im Bereich der Naturkunde. Mein erstes Thema zusammen mit ihm war: Wespenspinnen. Er hat mich so begeistert, dass ich einfach mitmachen musste, obwohl ich mich vor Spinnen eigentlich fürchte und sie hasse! Als sich dann eines Tages beim Korrigieren eine Spinne direkt vor meinem Kopf abseilte und auf meinen Mathetests herumlief, hatte ich schon meine Zweifel, ob es richtig war, dass ich dieses Thema «Wespenspinnen» wählte – aber dank der Unterstützung von Andreas war das Thema ein Erfolg!»

David Mäder, ein ehemaliger Schüler, erzählt mit einem Augenzwinkern von einem Klassenlager im Wallis: «Bereits am ersten Morgen nach der Ankunft hat Herr Scheidegger begeistert von der bevorstehenden, langen Wanderung berichtet, die wir gleich in Angriff nehmen würden. Ganz detailliert und enthusiastisch nannte er all die naturkundlichen und historischen Schauplätze, die wir im Laufe des Tages ansteuern würden. So standen wir alle, gut gerüstet im Wandertenü, mit Picknick und Arbeitsmaterial vor dem Lagerhaus und warteten auf das Zeichen zum Aufbruch. Es ging also los! Allerdings blieb Herr Scheidegger bei der ersten Wegbiegung stehen und zeigte uns Pilze, die wir uns unbedingt ansehen mussten und verweilte lange… So ging das während der ganzen Wanderung. Er kannte auf Anhieb jedes Insekt, jeden Pilz, jede Pflanze, alle Kräuter – unvergesslich!»

Caroline Anderegg, Kindergartenlehrperson, erzählt: «An zwei Dinge kann ich mich noch gut erinnern: 1. Projektwoche Mettlikon. Wenn ich abends aus meinem «Architekturbüro», das zum Projekt Mettlikon dazugehörte, nach Hause ging, sah ich Andreas immer noch voll motiviert am Bau der Wildbienenbehausungen vor dem Singsaaltrakt arbeiten. Dies lange, nachdem sich der Schulhof schon geleert hatte und die Kinder längst zuhause waren. Alle seine Ausführungen während all den Jahren über die Natur, Vögel, Biodiversität, Tierpräparate etc. waren mit so viel Herzblut, Freude, Engagement und einfach mitreissend von ihm präsentiert worden. Es war mir jedes Mal ein grosse Freude, dabei zu sein. Seine Leidenschaft für die Prozesse der Natur wirkt ansteckend, weil sie so authentisch ist.»

Karin Kuster schreibt: «Vor drei Jahren habe ich als Teilzeitlehrperson ein Pensum in Andreas Scheidegger‘s Klasse übernommen. Es war in vielerlei Hinsicht eine bereichernde Zeit. Was ich stets bewundert habe, war Andreas praxisnaher Unterricht. Die Kinder erlebten tolle Exkursionen und Lektionen, zum Beispiel ein Steinzeittag im Wald mit einem verkleideten Herrn Scheidegger als Steinzeitjäger. Aber auch das Beobachten der Steinadler im Klassenlager gehörte zu einem Highlight, welches auch mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ebenso werde ich noch oft an die vielen, zum Teil aussergewöhnlichen «Schulzimmertiere» zurückdenken, die uns immer mal wieder Gesellschaft im oder neben dem Terrarium leisteten, Froschjagd inklusive. Ich arbeitete gerne mit Andreas zusammen, da unser Austausch sehr wohlwollend und interessant war. Natürlich gab es auch die eine oder andere Diskussion und es galt hartnäckig zu bleiben und gut zu argumentieren, wenn man Andreas überzeugen wollte. Stets gab es aber viel zu lachen und die gegenseitige Wertschätzung überwiegte immer. Kurzum, wenn ich in 20 Jahren immer noch mit einer solchen Leidenschaft, mit derart viel Elan und Engagement unterrichte wie Andreas es bis zu seiner Pensionierung tat, dann ist der Lehrerberuf nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung.

Ich erlebte Andreas das erste Mal vor über 23 Jahren, als ich für mein erstes Vikariat nach der Kleinkinderphase mit ihm in Kontakt trat. Ihn hatte eine zünftige Grippe erwischt. Obwohl er Fieber hatte, erklärte er mir am Telefon im Detail und sehr verantwortungsbewusst, was für die nächsten zwei Tage in den einzelnen Fächern geplant war. In Andreas Scheidegger steckt eine Fülle von Begabungen, die kaum zu übertreffen ist! Es ist die Leidenschaft für so viele Bereiche, ein tiefes, authentisches Interesse an Sachthemen und sein unermüdlicher, präziser Forschergeist, die alle anstecken. So ist er Profi-Naturkundler mit ungeheuer grossem Wissen, ausgezeichneter Fotograf, beherrscht mehrere Instrumente (Gitarre, Kontrabass, Cello, Klavier, Hand- und Mundharmonika), ist Künstler, Handwerker, Dichter, Schachspieler, begabt im Zeichnen und Malen und nicht zuletzt ausdrucksstarker Comiczeichner. Ausserdem ist er unter anderem im Naturschutz tätig und hält immer wieder an verschiedenen Orten Vorträge mit Fotografien aus der Tier- und Pflanzenwelt, die er mit grosser Geduld und Entdeckerfreude selber gemacht hat. Auch an der ETH präsentierte er hin und wieder sein Wissen und seine Bildaufnahmen bei Abendveranstaltungen.

Sein Engagement für die Schule ist bis zum letzten Schultag riesig. Ihm war es sehr wichtig, den Unterricht anschaulich, lebendig, eindrücklich und stufengerecht zu gestalten. Dabei hat er keine Stunden gezählt und oft mit Akribie vorbereitet oder stundenlang etwas für die Klasse ausgetüftelt. Es gab aber auch immer wieder Zeiten, wo sich Andreas selber grossen Druck aufgebaut hat, um seinen Ansprüchen an guten Unterricht gerecht zu werden. Der Humor kam bei ihm nie zu kurz, auch die Herzlichkeit und eine grosse Kollegialität zeichneten ihn aus.

Vieles bleibt von ihm erhalten, so hat er die Schachfiguren im Innenhof für die Schüler selber geplant und hergestellt. Auch das Biotop und weitere naturnahe Plätzchen wie eine prachtvolle Magerwiese mit selbstgemachtem Insektenhotel im Areal haben wir auch in Zukunft ihm zu verdanken. Andreas Scheidegger hatte diese jahrzehntelang fachgerecht und liebevoll gepflegt. Im Biotop sind Ameisenlöwen, Vögel und Insekten und vieles andere zu beobachten – eine wahre Entdeckungsreise für SchülerInnen und Lehrpersonen.

Erholen kann sich Andreas Scheidegger immer wieder bei ausgedehnten Velofahrten und Beobachtungen im Tösstal oder rund um den Pfäffikersee.

Das Zusammenspiel im musikalischen Bereich für die ganze Schülerschar im Mettlen während fast zwei Jahrzehnten, habe ich als sehr spannend, inspirierend und lehrreich erlebt. Deine ideellen Werte, die du authentisch gelebt hast, dein vertieftes Fachwissen in vielen Bereichen, dein grosses Einfühlungsvermögen und deine selbstverständlich gelebte Menschlichkeit sind beeindruckend! Du bleibst für unzählige Kinder und Erwachsene prägend in Erinnerung. Du bist eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, eine riesige Bereicherung über Jahrzehnte für die SchülerInnen und das ganze Mettlenteam.

Wir wünschen dir für deine Zukunft, dass du weiterhin so aktiv und wissbegierig bleibst und auch die neuen Freiräume geniesst – das Team der Schuleinheit Mettlen / Auslikon wird dich vermissen!

Isabelle Mäder-Sigrist
Klassenlehrperson Unterstufe Mettlen / Auslikon

Andreas Scheidegger mit Schmetterlingen
Andreas Scheidegger im Geschichtsunterricht
Schmetterling-Ausstellung im Schulzimmer von Andreas Scheidegger
Garderobenbemalung beim Zimmer von Andreas Scheidegger
Bild Winterlandschaft von Andreas Scheidegger
Seltene Libelle im Schulbiotop der Schuleinheit Mettlen / Auslikon

Pensionierung von Yvonne Läubli

Lehrpersonen können nur aufs Schuljahresende hin in den ordentlichen Ruhestand treten und so muss man im Sommer gelegentlich nicht nur Klassen, sondern auch Lehrpersonen in die nächst höhere Stufe ziehen lassen. Ob die Bezeichnung «höher» allerdings für die in den Ruhestand tretende Kindergartenlehrperson Yvonne Läubli zutrifft, ist zu bezweifeln.

Das Unterrichten hat sie jung und beweglich bleiben lassen und es war für sie daher sehr traurig, dass Corona sie in ihrem letzten halben Unterrichtsjahr gebremst und sie zu einer ungewohnten Gangart gezwungen hat.

So musste Yvonne Läubli bis zuletzt höchst flexibel bleiben. Flexibel stieg sie vor 17 Jahren auch ein in Pfäffikon: Im Steinacker startete sie mit einer Krankheitsvertretung und überbrückte dank ihrer vielfältigen Kompetenzen und ihrer Bereitschaft manchen Engpass. Einige Jahre unterrichtete sie dann zusammen mit Hanni Bader und war geschätzt als zuverlässige, engagierte und gut vorbereitete Kollegin, der es gelang, eine angenehme Atmosphäre ins Klassenzimmer zu zaubern. Parallel dazu unterrichtete sie «Deutsch als Zweitsprache».

Vor acht Jahren wechselte Yvonne Läubli ins Mettlen und freute sich wieder auf eine eigene Klasse. Die Freude an «ihren» Kindern war ihr immer anzuspüren und die Besuche von «Ehemaligen», die vor der Kindergartentür auftauchen, um Frau Läubli grüezi zu sagen, lassen darauf schliessen, dass es umgekehrt genauso war.

Motiviert, flexibel und kreativ hat sie die Lerninhalte in ihren Unterricht gepackt und für die Kinder eine anregende und abwechslungsreiche Lernumgebung geschaffen. Nun wartet der sogenannte Ruhestand auf Yvonne Läubli und wir wünschen ihr einen gelingenden Übergang mit neugierigem Blick auf die nächste Lebensphase.

Heidi Schaufelberger
Kindergartenlehrperson Mettlen A

Yvonne Läubli