02.10.2021

Pensionierung Brigitte Meili aus der Schuleinheit Oberstufe

Nach 42 Jahren im Schuldienst in Pfäffikon ist Brigitte Meili den überaus verdienten Ruhestand versetzt worden. Wer die umtriebige und äusserst engagierte Handarbeits-Koryphäe kennt, kann sich dies gar nicht vorstellen. Darum eröffnet sie im Oktober auch ihr eigenes Atelier.

Der Abschied von der Schule Pfäffikon, nach 42 Jahren als Handarbeitslehrerin (mit dem Lehrplan 21 zur Lehrerin für Textiles-Technisches Gestalten TTG umbenannt) hat Brigitte Meili schon länger beschäftigt. Für sie absolut typisch hat sie sich akribisch auf diesen Moment vorbereitet und Pläne für das «Nachher» geschmiedet, ohne die Schule je zu vernachlässigen. Wie sie selber sagt, hat dieser Abschied viele Erinnerungen an Begebenheiten und Begegnungen und natürlich vor allem an Menschen ausgelöst, von der sie in der langen Zeit viel gelernt hat – und ihnen auch viel lehren konnte.

In einer anderen Welt

Zum Anfang der Karriere im Jahr 1979 waren die Lektionsinhalte in der Handarbeit detailliert vom Kanton vorgeschrieben und so mussten auch die Arbeiten der Schülerinnen kontrolliert werden. Sie haben richtig gelesen: Schülerinnen, denn die Knaben durften sich in dieser Zeit natürlich nicht mit Nadel, Stoff und Faden beschäftigen, sondern waren zu der Zeit im Werken eingeteilt.

Verantwortlich für die Kontrolle war nicht die Schulpflege, welche damals für die «normalen» Lehrpersonen zuständig war, sondern die speziell für Handarbeit textil und Hauswirtschaft nominierte Frauenkommission, ebenso bei der vom Bezirk organisierten jährlichen Inspektion. Auch das jeweilige Examen am Ende des Schuljahres fanden in einem speziellen Rahmen zu einem anderen Zeitpunkt als die «normalen» Examen aller Klassen statt.  Im Rückblick verspürt Brigitte Meili noch heute das beklemmende Gefühl der «Inspektion». Doch nicht nur der Wegfall der vorgegebenen Inhalte und die Unterrichtsformen, sondern das ganze Fach «TTG» hat sich seitdem massiv verändert. So gab es zum Karrierestart von Brigitte Meili keine Frauen als Klassenlehrerinnen, sondern nur Klassenlehrer im Anzug. Im Lehrerzimmer wurde selbstverständlich geraucht und bei gelegentlichen Anlässen in der Pause auch mit Alkohol angestossen. Lehrerinnen durften höchsten «Handsgi» und «Huusi» (Hauswirtschaft) erteilen und wurden als nicht so wichtig wahrgenommen – sie waren ja auch Frauen und dies liess man sie immer wieder spüren. Aus heutiger Sicht schlicht unvorstellbar!

Die letzten Jahre aber waren, so Brigitte Meili, die «schönsten» ihrer Karriere – als Fachlehrerin war sie vollständig im Team integriert, enorm geschätzt und die «Aufsicht» war von Wohlwollen, aufbauender Kritik und Wertschätzung geprägt – praktisch eine 180°-Wende!

Die Suche nach der Modeströmung

In ihrer langen Zeit als Lehrerin hat Brigitte Meili eine unglaubliche Anzahl von Schülerinnen (und später auch Schüler) kennengelernt, mit ihnen zusammengearbeitet und sie nach besten Kräften und grossem Einsatz gefördert, unterstützt und gefordert. Der Umgang mit den pubertierenden Jugendlichen hat sie jeden einzelnen Tag herausgefordert – und viel Freude gemacht. Im Unterricht lag ihr Herz bei denen, die eher leise und unauffällig waren – die stillen Wasser lagen ihr näher als die Jugendlichen, die alle Angebote und Unterstützung als ihnen natürlich zustehende Grundrechte verstehen.

Wer in seiner eigenen Lebensgeschichte nun auf die Suche nach der jeweiligen Modeströmung und den «In»-Kleidern geht, der wird feststellen, dass sich der Modegeschmack in sehr kurzer Zeit sehr stark verändert – für eine Lehrerin, die immer zeitgemässe, modische und qualitativ hochwertige Produkte mit ihren Schülerinnen und Schülern herstellen will, eine unglaubliche Herausforderung. Brigitte Meili hat dies mit Bravour bewältigt und war häufig noch vor den grossen Modelabels mit dem neusten Trend am Start.

Brigitte Meilie

Teamplayerin mit Herz

Mit Brigitte Meili verliert die Oberstufe eine höchst angesehene, unglaublich kompetente und enorm teamdienliche Lehrerin. Wenn es irgendwelche Arbeiten für die Allgemeinheiten gab, Brigitte Meili war eine der ersten, die sie in Angriff nahmen. So wirkte sie über lange Jahre als Materialverantwortliche im Pfaffbergschulhaus mit, war bei den letzten Umzügen in die Sandgrueb und zurück fast Tag und Nacht am Einrichten und setzte sich bei zahllosen Projekten auch für die Förderung der Jugendlichen ein. Der höchst beliebte und wertvolle Knigge-Tag an der Oberstufe ist eines der Beispiele, in denen Brigitte Meili auch in Abwesenheit an unserer Schule weiterwirken wird. Nicht zuletzt war sie auch unsere «Hausschneiderin», die innert kürzester Zeit Winterjacken oder andere Kleidungsstücke der Lehrerschaft repariert und diesen dabei gleich noch ein Qualitätsupdate verpasst hat.

Brigitte Meili hat bereits vor zwei Jahren bei der Suche nach einer passenden Nachfolgerin ihre Fühler ausgestreckt und so sind wir enorm glücklich, dass wir mit Sonja Haberstroh eine kompetente Lehrerin gefunden haben, die das «Erbe» von Brigitte Meili mit ähnlichem Stil und hoher Qualität weiterführen wird. Brigitte Meili selber wird sich in ihrem neuen Atelier «bmwe.ch» bald auf neue Projekte stürzen, weiterhin ihre beliebten Kurse erteilen und mit ihrer Kreativität ganz neue Welten eröffnen. Wir sind sehr gespannt und freuen uns jetzt schon auf unsere erste Exkursion in diese neue Welt (aktuelle Infos werden zu gegebener Zeit auf www.bmwe.ch aufgeschaltet).

Das gesamte Lehrerteam der Oberstufe dankt ihr von Herzen für all die Jahre der guten Zusammenarbeit, die vielen spannenden Gespräche, Projekte und Ideen, die sie mit ihr teilen konnten und nicht zuletzt für den enormen Einsatz für alle. Die Schule Pfäffikon wünscht ihr viel Erfolg und Freude an der grösseren Freiheit und den neuesten Projekt.

Andreas Räz
Schulleitung Oberstufe