27.02.2020

Raus aus dem Schulzimmer – rein in den Arbeitsalltag

Eine gute Anschlusslösung oder Lehrstelle ist auch für „Jugendliche mit erschwerender Ausgangslage“ möglich. Das zeigt das Jugendprojekt LIFT, das Jugendliche vom 8. bis 9. Schuljahr unterstützt und dieses Jahr auch in Pfäffikon eingeführt wurde.

Sie räumen Regale ein, verrichten kleinere handwerkliche Arbeiten, helfen im Verkauf oder verpacken feine Produkte. An Wochenarbeitsplätzen verrichten Jugendliche leichte Arbeiten und sammeln praktische Erfahrungen. Die wöchentlichen Einsätze ab der 8. Klasse sind ein Schlüsselerlebnis für Jugendliche, die in der Schule mehr Schwierigkeiten haben. Die jungen Menschen erhalten für ihren Einsatz neues Selbstbewusstsein: Plötzlich werden sie für „voll“ genommen, müssen Verantwortung mittragen und ihre Arbeit ist etwas wert. In der Schule werden sie in Kleingruppen auf die Einsätze vorbereitet und mit gezielten Impulsen weitergebildet. So wird dazu beigetragen, dass „der Knopf aufgeht“. Schulen und Gewerbebetriebe werden systematisch miteinander vernetzt und es kommt eine positive Entwicklung in Gang. Das Ziel dabei: Nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit soll der Übertritt in die Arbeitswelt erfolgreich stattfinden.

Spätestens ab der 2. Oberstufe müssen die Oberstufenschülerinnen und -schüler das Thema Berufswahl in den Fokus stellen. Nicht immer ist es einfach, sich ein Leben nach der Schule vorzustellen. Und sollte einmal ein ehemaliger Schüler zu Besuch kommen und abgeklärt meinen: «Habt ihr es schön in der Schule, geniesst jeden Tag! Glaubt mir, es wird streng», dann lächelt die Klasse höflich distanziert. In der Mathematik berechnen sie weiterhin Potenzen und kümmern sich im Englisch um das Steigern von Adjektiven. Zu weit entfernt ist der Arbeitsalltag, zu schwer vorzustellen. Zudem ist das schulische Selbstvertrauen von Jugendlichen aus den C- und B- Klassen teilweise weniger hoch.

Um den Jugendlichen die Arbeitswelt näher zu bringen lancierte die Oberstufe Pfäffikon schon im vergangenen Schuljahr mit dem Projekt «PEPP: Praxis-Einsatz-Plätze Pfäffikon». Dieses richtete sich vorwiegend an die Jugendlichen der 2. Sek C. Ab dem neuen Schuljahr hat sich die Oberstufe Pfäffikon dann dem Projekt «LIFT» angeschlossen. Dieses hat ein ähnliches Ziel, wird aber zusätzlich vom Bund unterstützt. Jugendliche, welche im Rahmen des Projektes «LIFT» – das in anderen Gemeinden schon sehr gut funktioniert – teilnehmen wollen, arbeiten während 3 Monaten an einem Halbtag pro Woche in einer Firma mit. Dort räumen die Jugendlichen Regale ein, verrichten kleinere handwerkliche Arbeiten und sammeln praktische Erfahrungen. Das Jugendgesetz erlaubt Arbeitszeiten zwischen 2 und 4 Stunden.

Im aktuellen Schuljahr nahmen zwölf interessierte Jugendliche die Gelegenheit war und meldeten sich für das Projekt an. Alle zwölf wurden an einen Aufnahmetag eingeladen, dort wurden mit kleinen praktischen Aufträgen im Wald die Motivation und das Durchhaltevermögen getestet. Die Jungs und Mädchen kochten über dem Feuer und bauten sinksichere Boote. Erfreulicherweise konnten nach diesem Tag alle ins Projekt aufgenommen werden.

Es war nicht ganz einfach, genügend geeignete Firmen zu finden, die beim Projekt mitmachen wollten. Andere Prioritäten, Stress und weitere Gründe liessen einige Arbeitgeber zögern. Für eine Teilnahme am Projekt spricht, dass man mit der Jugend im Kontakt bleibt, und (immer den gleichen) Jugendlichen während 3 Monaten begleiten darf. Bei Schwierigkeiten ist eine in der Schule zuständig, um zu helfen. In dieser Zeitspanne lernen die Jugendlichen dazu und werden mit der Zeit eine echte Unterstützung bei kleinen Aufträgen. Zum Glück liessen sich genügend Chefs auf das Abenteuer Lift ein und so konnte für alle zwölf Jugendlichen ein Platz gefunden werden. Die Schülerinnen und Schüler bekamen die Adressen der Firmen und diskutierten untereinander, wer wohin wollte. Im Zweifelsfall half die altbewährte Entscheidungshilfe «Schere, Stein, Papier». Schlussendlich konnte für alle eine zufriedenstellende Lösung gefunden werden.

Nach den Herbstferien startete ein Dutzend nervöse Jugendliche mit der Arbeit im Blumenladen, im Altersheim, in der Kinderkrippe, beim Elektriker, in der Getränkehandlung, in der Küche, in einer Autowerkstatt, im technischen Dienst, in der Landi und im Kindergarten. Die Gesichter glänzten nach dem ersten Arbeitstag. Voller Geschichten kehrten sie zurück ins Schulzimmer und erzählten. Wie man Lebensmittel nach dem richtigen Datum einsortiert. Welche Spiele Kinder im Wald gerne machen, vom Staub beim Bohren. Über einen Heimbewohner, der einen einfach so umarmt. Welche Blumen gerade im Trend sind. Von Mitarbeitern mit strengen Stimmen. Von Pausen und Kaffee. Wenig Murren über die Arbeit war zu hören. Ab und zu tauchten Schwierigkeiten auf. Wie soll man sich abmelden, wenn man krank ist? Wie reagiert man, wenn eine Palette mit Joghurts runterfällt? Darf man fragen, ob man auf den späteren Bus kann? In der wöchentlichen Besprechungsstunde konnten alle Themen besprochen werden. Nach 10 Wochen Erfahrung ist die Motivation bei den Jugendlichen immer noch hoch. Der halbe Tag ist eine lehrreiche Abwechslung. Ihre Arbeit führen sie mit zunehmendem Selbstbewusstsein aus und konnten teilweise eine andere Seite als in der Schule zeigen. Und ihren Kameraden, die nicht im «LIFT» teilnahmen, erklärten sie manchmal. «Weißt du, es ist streng. Nicht so wie in der Schule.»

Die Oberstufe Pfäffikon darf für das Projekt LIFT auf die wertvolle Mitarbeit folgender Betriebe zählen und bedankt sich an dieser Stelle für die Mitarbeit:

  • Kita Lilu
  • Krebs AG
  • Landi Zola AG
  • Sandtner AG
  • Kindergarten Pilatusstrasse
  • Wildfloristik
  • Neuhof, Pfäffikon
  • Sonnweid, Wetzikon
  • Giersberger & Sieber AG, Uster
  • Wagerenhof, Uster

Weitere interessierte Betriebe gesucht!

Auch im nächsten Jahr sind wir wieder angewiesen auf Betriebe, die am Projekt Lift mitmachen. Wer bereit ist, einen Jugendlichen für einen halben Tag pro Woche im Betrieb mitarbeiten zu lassen, darf sich gerne bei Karin Zopfi (LIFT-Verantwortlicher der Oberstufe Pfäffikon, karin.zopfi@schule-pfaeffikon.ch) oder bei der Schulleitung melden!