02.05.2022

Spiel als Lernform

Im Rahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung haben die drei Primarschuleinheiten (Mettlen & Auslikon, Steinacker und Obermatt) von Pfäffikon das Spiel als Lernelement in ihre aktuellen Schulprogramme aufgenommen. Dies, weil die Übergänge innerhalb der Zyklen optimiert werden sollen und dabei eine gemeinsame Haltung darüber, wie das Kind in welchem Alter lernt und wie das freie, intrinsische Lernen angeregt werden kann, unterstützend wirkt. Das Spiel als Lernform deckt fächerübergreifendes, kompetenzorientiertes Lernen gemäss Lehrplan 21 ab.

Für die Beispiele wurden eine erste und eine sechste Klasse gewählt. Spiel als Lernform ist überall umsetzbar, sei dies im Klassenzimmer, im Turnen, auf dem Pausenplatz oder im Wald. Den Erstklassekindern wurde die Geschichte «Der blaue Stuhl» von Claude Boujon vorgelesen. Die zwei Hauptfiguren entdecken einen blauen Stuhl in der Wüste und spielen damit in kreativer Weise: Die beiden nutzen den Stuhl, um sich zu verstecken, sich zu verteidigen, sie spielen Helikopter und Zirkus damit und haben noch viele weitere interessante Ideen. Sie werden von einer dritten Figur aus ihrem Spiel unterbrochen und diese stellt fest, dass das ein ganz normaler Stuhl sei, nur zum Draufsitzen. Die Kinder fanden die Geschichte witzig und die dritte Figur war ihnen unsympathisch.

Anschliessend wurde den Kindern verschiedenes Material bereitgestellt: Decken, Seile, Schnur, Wäscheklammern, Karton, Klebeband. Die Begeisterung war den Kindern von Anfang an ins Gesicht geschrieben: «Wow, jetzt können wir eine Hütte bauen». Der Auftrag war simpel: Freies Spiel ohne weiteres Material aus dem Schulzimmer. Bei Konflikten wurde mit einer Glocke geläutet und der Konflikt wurde gemeinsam besprochen und Lösungen gesucht. Die Kinder hatten eine ganze Stunde Zeit zum Spielen. Es entstanden ganz tolle Projekte: Hütten, Spinnennetze, Rollenspiele, etc.

Spiel als Lernform – Hütte bauen

Es war spannend, wie gewisse Kinder an einem Spielort blieben und andere sich neuen Gruppen angeschlossen haben. Die Glocke ertönte fünf Mal und die Konflikte wurden durch konstruktive Ideen der Kinder schnell gelöst. Bevor das ganze Material wieder aufgeräumt wurde, gab es eine Reflexionsrunde:

  • «Cool, wie wir die Hütten bauen konnten.»
  • «Die Hütte war so toll! Ich durfte da rein, obwohl andere Kinder das aufgebaut haben.»
  • «Vor allem am Anfang war es toll, als wir unsere Höhle für uns hatten. Am Schluss wollten zu viele in die Höhle und dann ging sie kaputt. Wir mussten sie wiederaufbauen und hatten dann zu wenig Zeit zum fertig spielen.»
  • «Ich fand es toll, dass man den anderen helfen konnte, die Streitigkeiten zu klären.»
  • «Jeder konnte spielen, es gab tolle Dinge. Nur komisch ist: Warum haben wir eigentlich nicht mit dem blauen Stuhl gespielt?»

Diese Frage war zum Abschluss. Der blaue Stuhl stand zwar im Zimmer, jedoch wurde nicht damit gespielt. Es lag nur die Glocke und die Visualisierung der Friedensbrücke darauf. Die Klasse wird wieder einmal die Möglichkeit erhalten, sich im freien Spiel zu verwirklichen. Wer weiss, vielleicht ist der blaue Stuhl wieder dabei und die Kinder werden noch viel kreativer als die beiden Figuren aus dem Bilderbuch «Der blaue Stuhl».

Spiel als Lernform im Sportunterricht – Beispiel Klasse 6a Mettlen

Jedes Kind war schon einmal Minigolfspielen und versuchte, die 18 Bahnen mit möglichst wenigen Schlägen zu meistern. Doch bald einmal werden die Besuche einer Minigolfanlage langweilig. Das liegt daran, dass es immer die gleichen Bahnen mit denselben Hindernissen sind. Das ist im Sportunterricht im Mettlen anders! Der Auftrag war, eine Minigolfbahn zu bauen – alles aus dem Geräteraum durfte verwendet werden. Obwohl sich bei den meisten Gruppen die Ideen überschlagen, waren wir überrascht, dass nicht sofort der halbe Geräteraum hervorgerissen wurde. Zuerst inspizierten die Gruppen alle Materialien und nahmen wie beim Einkaufen alles mit, was zu ihren Bauvorhaben passte. Später holten die Kinder dann auch Unihockeyschläger und Unihockeyball, um die provisorischen Bahnen zu testen und danach Anpassungen oder Erweiterungen vorzunehmen.

Spiel als Lernfom – Minigolf
Spiel als Lernfom – Minigolf
Spiel als Lernfom – Minigolf

Nicht bei allen Gruppen war von Anfang an eine geeignete Idee vorhanden. Dies hat zwischenzeitlich Frust ausgelöst, aber am Ende hatten alle eine Bahn zum Präsentieren, die man zum Spielen nutzen konnte. Jede Bahn war einzigartig und wurde mit Stolz vorgeführt. Neben der Kreativität, dem sozialen Erleben in der Gruppe, Umgang mit Frust und Erfolg, kam auch die Bewegung nicht zu kurz. Am Ende hatten alle Kinder rote Köpfe, weil sie nur noch 5 Minuten Zeit zum Aufräumen hatten – beim Spielen verging die Zeit einfach viel zu schnell!

Schuleinheit Mettlen AG Spiel (Dominique Singer – Heilpädagogin, Darja Schaltegger – Klassenlehrperson Mittelstufe, Cécile Walder – Klassenlehrperson Unterstufe, Ladina Blumenthal – Klassenlehrperson Kindergarten)