10.07.2020

Pensionierung von Regula Schneider, Connie Kieser und Res Kieser aus der Schuleinheit Steinacker

In Zukunft muss das Steinackerteam auf drei langjährige und sehr geschätzte KollegInnen verzichten. Sie haben sich mit Herzblut in ihrem Beruf für die Kinder und die Schule eingesetzt. Wir werden ihr enormes Engagement und Wissen, welche SchülerInnen, dem Steinackerteam und der Schulgemeinde zugutekamen, vermissen!

Ihr Unterricht war geprägt und wurde belebt von ihren künstlerischen und musischen Fähigkeiten. Allen drei war die Beziehung zu ihren SchülerInnen ein grosses Anliegen. Wie oft teilten sie Freuden und Sorgen mit ihnen! Lachen und Geselligkeit kamen nie zu kurz!

Barbara Sutter, Gaby Frei und Daniela Frei-Herzog haben ein Interview mit Regula Schneider (RS), Connie Kieser (CK) sowie Res Kieser (RK) geführt:

 Warum hast du gerade diesen Beruf gelernt?
RSSeit ich mich erinnern kann war es für mich klar, dass ich Primarlehrerin werden möchte, wie meine Mutter. Ende Oberstufe kam bei mir der Wunsch auf, nicht nur theoretische Fächer zu unterrichten, sondern auch praktisch, mit den Händen zu arbeiten. Meine damalige, tolle Handarbeitslehrerin unterstützte mich bei der Vorbereitung zur Aufnahmeprüfung für die Berufs- und Frauenfachschule in Winterthur.
CKAls älteste von vier Kindern trug ich schon früh viel Verantwortung für meine Geschwister, denn meine Eltern waren beide berufstätig. Wir wuchsen im australischen Busch mit viel Freiheiten auf. In dieser wilden Natur waren wir glücklich. Wir erfanden Geschichten und lebten sie aus. Das prägte sicher meine Stärke als Erzählerin und später als Figurenspielerin. Kindergärtnerin zu werden war ein Herzensentscheid, den ich bis heute nicht bereut habe.
RKEs war die letzte Möglichkeit, die Ausbildung in nur anderthalb Jahren zu absolvieren. Dahinter steckte auch die Idee, anschliessend Germanistik zu studieren. Aber dann «häts mer de Ärmel iegna» und es galt zudem bald, für eine junge Familie aufzukommen.
 Wo und wann hast du deine erste Stelle nach der Ausbildung angetreten?
RSUrsprünglich komme ich aus Wallisellen. Da mein damaliger Freund (jetziger Mann) aus Pfäffikon stammt, suchte ich eine Stelle in seiner Nähe und wurde in Hittnau fündig. Ich war gerade mal 20-jährig und einzige Handarbeitslehrerin im damals dörflichen Hittnau. Es war eine mehr als 100% Stelle, das bedeutete, alle Mädchen von der 3.Primar bis zur 3.Oberstufe zu unterrichten. Es waren zwei sehr arbeitsintensive, aber auch schöne Jahre. Manchmal fühlte ich mich aber auch mutterseelenallein.
CKDas war 1981 in Winterthur. Von der «heilen Welt» im Berner Oberland nach Winterthur zu kommen, war ein ziemlich spontaner Entscheid. Ich wusste nicht, worauf ich mich da einliess und merkte sehr schnell, wie herausfordernd und anspruchsvoll diese Arbeit war. Bis dahin hatte ich noch keine Erfahrung mit fremdsprachigen Stadtkindern und noch weniger war mir die Arbeit mit bedürftigen und auffälligen Kindern vertraut. Tag und Nacht, sieben Tage in der Woche, setzte ich mich mit dem Kindergarten auseinander und suchte nach Lösungen, die Sinn machten. Da fing meine Lebensschule so richtig an.
RKMein Werdegang startete 1983 in Bülach. Dann folgten drei Jahre auf der Oberstufe in Sternenberg (Unterricht in insgesamt sechs Klassen der Real – und Oberschule). Wir verbrachten in Sternenberg eine glückliche Zeit! Ich habe dort nicht nur gearbeitet, sondern wir haben als Familie auch im Dorf gewohnt und rege am Gemeindeleben teilgenommen: Ich machte bei der Feuerwehr mit, amtete als Sigrist und Vizepräsident des Männerchors, kellnerte im «Sternen» und tat in den regelmässigen Jass- Runden mit. Wir wären gern geblieben… aber die Schulgemeinde Pfäffikon suchte dringend auf den Frühling eine Lehrperson für die Mittelstufe, was ja auch meiner Ausbildung entsprach.
 Wo waren deine weiteren Anstellungen?
RSDanach folgte eine Anstellung in Effretikon an der Mittelstufe. Nach anderthalb Jahren wurde ich aber Mutter. Damals war eine arbeitende Mutter die Ausnahme. So war ich während 9 Jahren Familienfrau.
CKIn der Wellenau, Bauma. In der Kantorei Winterthur lernte ich meinen Mann kennen. Damals wohnte und arbeitete er als Lehrer in Sternenberg. Mein Wunsch war es, bald zu ihm zu ziehen und im Zürcher Oberland als Kindergärtnerin zu arbeiten. Es war für mich eine kurze, aber wichtige Erfahrung, auf dem Land in einer entspannten Umgebung zu arbeiten. Ich fühlte mich wieder in meiner Tätigkeit als Kindergärtnerin bestätigt und genoss eine unbeschwerte und sehr schöne Zeit. Ab 1985 lebten wir mit unseren beiden Kindern in Pfäffikon. Ich übernahm einige Vikariate bis zu meiner festen Anstellung 1998 im Kindergarten Obermatt in Pfäffikon. Seit 2000 bin ich im Steinacker tätig.
RKVom beschaulichen Sternenberg ging’s runter ins hektische Pfäffikon, wo ich für die nächsten 36 Jahre im Steinacker arbeiten sollte.
 Bestimmt hast du in deiner Berufskarriere besonders Lustiges, Kurioses, Schönes, Ärgerliches, Schwieriges erlebt.
RSAn meiner Stelle in Hittnau wurde mir am ersten Tag erklärt, dass ich für das Aufbrühen des Kaffees in der Pause verantwortlich sei. Das hätte schon immer die Handarbeitslehrerin gemacht. Etwas sehr Schönes waren die 24 Klassenlager, die ich in meiner Schulkarriere begleiten durfte. Super war das Stelzenprojekt vor vielen Jahren! Wir zimmerten Stelzen, welche noch heute in der Pause rege in Gebrauch sind. Ab und zu stach sich ein Kind beim Nähen an der Nähmaschine in den Finger. Einmal entdeckte der Arzt mit dem Metalldetektor noch ein abgebrochenes Nadelstück im Finger, welches herausoperiert werden musste.
CKDer Umzug des Jugendfestes 2001 fand im strömenden Regen am See Quai statt. Damals machten die Eltern bei der Vorbereitung emsig mit und kleisterten ihren Kindern ein Schweinekostüm aus Papiermaché. Ich als Schweinebauer trieb meine armen, klatschnassen Schweinchen mit ihren rosalackierten, triefenden, hängenden Papierpanzerbäuchen über die Bühne. Ganz speziell in Erinnerung geblieben sind mir aber auch die verschiedenen Abschlussfeste, die von den Eltern organisiert wurden. Die großartige Piraten-schnitzeljagd und die Schatzsuche beim Tobelweiher oder der wunderbare Waldpostenlauf im Pfaffberg.
RKIn der Weihnachtszeit fing der Adventskranz Feuer! Ein langes Wochenende blieb dies unentdeckt, weil unglückliche Umstände dazu führten, dass das Schulzimmer nach Schulschluss in der Turnhalle nicht mehr betreten wurde. Da hatte ich viel Glück, dass nichts Schlimmes geschehen ist! Wunderbar war das halbjährige Timeout in der Heimat meiner Frau (Australien) nach 10 Jahren Schuljahren in Pfäffikon. Äusserst skurril der Fund meines verschollen geglaubten Schlüsselbunds in einem Kopierer in Effretikon. Während dem Beheben eines Defektes im Gerät im Steinacker legte ich die Schlüssel offenbar ins Gehäuse. Der Kopierer wurde danach trotz meinem beherzten Einsatz in Revision und danach an einen anderen Standort gebracht, eben nach Effretikon…Schwierig war die Zeit der Schulzusammenlegung der Primar- mit der Oberstufe, als ich vom Konventspräsidenten der Primarstufe zum Co-Schulleiter der Schule Steinacker wurde.
 Wie hat sich dein Beruf über die vielen Jahre verändert? Was gefällt dir jetzt besser, was weniger gut?
RSDie Einführung der Koedukation (Mädchen und Knaben besuchen den Werk- und Handarbeitsunterricht) fand ich toll. In verschiedenen Kursen eignete ich mir das Handwerk im nichttextilen Bereich an. Leider wurden immer wieder Lektionen im Fach TTG (textiles und technisches Gestalten) gestrichen, so dass man heute weniger Zeit und Musse hat, einen Bereich richtig zu vertiefen. Mit dem Lehrplan 21 hat sich der Unterricht insofern verändert, dass es mehr ums Experimentieren, Ausprobieren und weniger um das genaue Ausarbeiten eines schönen Produktes geht. Und das läge mir doch sehr am Herzen!
CKDie Welt hat sich stark verändert. Wenn ich zurück an meine Kindheit denke, so konnten wir uns mit wenig vorhandenen Hilfsmitteln selbstständig beschäftigen. Wir haben viel von der Natur gelernt, weil wir oft draussen waren und so wichtige Lebenserfahrungen sammeln konnten. Heute leben wir in einem leistungsorientierten, schnelllebigen, oft auch oberflächlichen und individualisiert geprägten Alltag. Wir befinden uns im Sog der Reizüberflutung von Unterhaltungsmedien, von unzähligen Freizeitangeboten und Konsum. Diese gesellschaftliche Veränderung spüre ich auch im beruflichen Alltag. Kinder bringen ihre erzieherischen Prägungen, ihr Wissen und ihre sozialen Erfahrungen von zu Hause mit. Der Kindergarten hat sich mit der ganzen Förderplanung stark entwickelt und ist für mich die wichtigste Stufe der Schule. Trotzdem wünschte ich den Kindern mehr Zeit, um im eigenen Tempo glücklich und unbeschwert gross zu werden und eigene Lebenserfahrungen zu sammeln, um zu spielen, forschen und ausprobieren, um sinnlich wahrzunehmen und das «Mit- und Füreinander» zu schätzen und zu pflegen. Singen, spielen und lachen, die Seelensprache der Kinder!
RKHeute schätze ich die Zusammenarbeit mit Erwachsenen im Team z.B. mit HeilpädagogInnen, KlassenassistentInnen usw. Ebenso schätze ich die gewonnene Autonomie der geleiteten Schulen. Und ich sehe den IT – Bereich als neues, zunehmend wichtiges Instrumentarium. Leider engen die neuen Lehrmittel mit ihrer starren Struktur den Unterricht ein. Gleich geblieben sind aber zum Glück die Kinder: Dank ihnen gibt es in diesem Beruf nie Langeweile!
 Würdest du diesen Beruf wieder wählen?
RSJa, ganz klar – obwohl, den Beruf, den ich gelernt habe, gibt es eigentlich als solchen nicht mehr.
CKDen Beruf, den ich gelernt habe, gibt es so nicht mehr. Vielleicht würde ich heute eher einen therapeutischen Beruf wählen, Maltherapeutin oder Theaterpädagogin.
RKJa, vorausgesetzt, ich würde die Matura heute immer noch bestehen, was ich aber etwas bezweifle.
 Was sind deine Pläne, Träume für die Zukunft als PensionärIn?
RSIch freue mich auf die freie Zeit für mich zum Nähen, Zeit mit meiner Familie und mit den drei Enkelkindern zu verbringen, auf unsere geplante Frankreichreise und herrlich…, nicht mehr während den Schulferien zu verreisen!  
CKGanz besonders freue ich mich auf die Zeit, zusammen mit meinem Mann unterwegs zu sein, sei es mit unserem Büsli oder mit den Velos. Als Grossmutter werde ich meinen Enkelkindern Zeit schenken, mit ihnen in die Natur hinaus gehen und mit ihnen Geschichten «erleben».
RKSeit meinem Eintritt vor 59 Jahren in den Kindergarten Turbenthal war mein Leben bestimmt von Stundenplänen. Nun freue ich mich, die Strukturen endlich selbst zu bestimmen! Connie und ich haben viele Ideen, wollen uns aber für die nahe Zukunft bewusst noch nicht festlegen! Es wird uns bestimmt nicht langweilig!
Res und Connie Kieser
Regula Schneider
Connie Kieser am Jugendfäscht 2001
Res Kieser im Unterricht
Regula Schneider im Unterricht

Das Team der Schuleinheit lässt euch nur ungern ziehen – für die Umsetzung eurer Pläne wünschen wir von Herzen Glück, Erfüllung und gute Gesundheit!